Werner Görnandt
Hauptpastor an Sankt Petri 1934-60
geboren am 21.8.1893 in Berlin
gestorben am 26.11.1969
Werner Görnandt war selbst Sohn eines Pastors und wuchs in Berlin auf. Nach dem Ersten Weltkrieg, den Görnandt als Kriegsfreiwilliger an der Westfront, u.a. bei Verdun, mitmachte und überlebte, wurde er Pastor. Nach einigen Pfarrstellen wurde er unter tatkräftiger Förderung seines Mentors Otto Dibelius ab 1931 Superintendent an Sankt Nikolai in Potsdam.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 war Görnandt Zeuge des „Tags von Potsdam“, bei dem sich der neue Reichskanzler Hitler und Reichspräsident Hindenburg als Vertreter des neuen nationalsozialistischen und des alten preußisch-konservativen Deutschlands pressewirksam die Hand gaben. In seiner Predigt zum neu eingeführten „Tag der Arbeit“ am 1. Mai 1933 fand Görnandt auch lobende Worte für die neuen Machthaber. Das Verhältnis kühlte jedoch schnell ab: Görnandt wandte sich der „Bekennenden Kirche“ zu und war in Potsdam nicht mehr tragbar. Seine Frau Luise entstammte einer ursprünglich jüdischen Familie, was die Gegnerschaft zum Nationalsozialismus natürlich erhöhte.
Der Ausweg war die Bewerbung um die Hauptpastorenstelle an Sankt Petri, die Görnandt 1934 antrat. Zur Rolle des Hauptpastoren gehörte damals noch das Amt des Vorsitzenden der Schulkommission.
Görnandt sorgte in dieser Rolle und in enger Zusammenarbeit mit dem königlichen Patron Bardenfleth dafür, dass die Sankt Petri Schule in den folgenden Jahren nicht zu einer reinen Nazi-Schule wurde. Auch in den Besatzungsjahren 1940-45 wurde versucht, den nationalsozialistischen Machtanspruch abzumildern. Görnandt war z.B. ein Gegner des an anderer Stelle beschriebenen Neubau-Projekts der „Deutschen Schule“ in Emdrup.
Die nationalsozialistische Ausrichtung der aus Deutschland nach Kopenhagen entsandten Lehrkräfte, die Präsenz der Hitlerjugend. die Nazifizierung der Lehrbücher, die Einführung des Heil-Hitler-Grusses und das allmähliche Verschwinden der jüdischen Schülerinnen und Schüler aus der Schule hat auch Görnandt nicht verhindert. Trotzdem ist es wohl zu großen Teilen sein Verdienst, dass die Sankt Petri Schule recht bald nach der deutschen Kapitulation den Schulbetrieb mit Genehmigung der dänischen Behörden wieder aufnehmen konnte. Die von ihm gelebte Loyalität zum dänischen Königshaus und zum dänischen Staat wurde allgemein anerkannt und kam in dem Ausspruch des Unterrichtsministers Hartvig Frisch von 1949 zum Ausdruck: „Es wäre schade gewesen, sie zu schließen, weil die Schule den ganzen Krieg hindurch loyal gegenüber Dänemark gewesen ist.“ Dies trifft wohl kaum auf alle Repräsentanten der Sankt Petri Schule von 1940 bis 1945 zu, aber auf Werner Görnandt durchaus.