Geschichte

Walter Gehl war ein deutscher Geschichtslehrer und Geschichtsbuchsautor. Seine Bücher wurden viel im Geschichtsunterricht der Sankt Petri Schule in den Kriegsjahren benutzt.  

Gehl wurde 1895 geboren und war ab 1923 Studienrat in Berlin. Er war danach seit 1930 im Vorstand des Geschichtslehrverbands und 2. Vorsitzender von dessen Berliner Ortsverband. Er wirkte im Sommer 1933 an der “Gleichschaltung” des Verbandes mit. 1931 wurde er als antidemokratisch und völkisch bezeichnet und 1933 wurde er Mitglied in der NSDAP.  

Seine Bücher beinhalteten nach 1933 die Ideologie der Nationalsozialisten. Er hat sie selbst umgeschrieben. Wir haben uns einige der an Sankt Petri verwendeten Geschichtsbücher antiquarisch verschafft. Wir wussten aus den Jahresberichten, welche Bücher das waren.

Gehl war Mitglied im nationalsozialistischen Lehrerbund. Dort schulte er Kollegen, schrieb Gutachten über die Weiterverwendung von Geschichtsbüchern der Weimarer Republik und fertigte selbst neue Schulbücher an und er bezeichnete sich selbst in einem seiner Bücher als SS-Offizier.  

Während des 2.Weltkrieges war er als Offizier an der Ostfront, wo er am 28. Juni 1942 starb.

Walter Gehl: Er schreibt seine eigenen Geschichtsbüchern ab 1933 um

Im 1933 erschienenen Band für die Oberstufe hatte Gehl es noch gerade geschafft eine Seite der neuesten Ereignisse  bis zum Ermächtigungsgesetz im März unterzubringen (unten links). In der 1935 erschienen Ausgabe für die Mittelstufe, die den gleichen Zeitraum behandelt (ab 1815), waren es jetzt schon zwanzig Seiten über „Die Grundlegung des Drittens Reiches“ (Kapitelüberschrift). Die Bildseite mit Hitler und Hindenburg (unten rechts) ist aus der Ausgabe von 1935.

F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas – kleine Ausgabe – 7. Auflage, Bielefeld & Leipzig 1935

Auch der in der Schule verwendete Geschichtsatlas war nazifiziert. In der Ausgabe von 1935 gab es eine Karte zum „Grenzlanddeutschtum“, in dem der deutsche Sprach- und Kulturboden verzeichnet war. Die meisten Bewohner der Niederlande, der Tschechoslowakei und Lettlands werden andere Ansichten vertreten haben. Auch die Auslandsschulen werden in diesen Zusammenhang gestellt und die Sankt Petri Schule ist auch eingezeichnet.
Daneben gab es aus Mangel an auf Karten sichtbaren Erfolgen des neuen Herrschers sowohl eine Karte über Hitlers Wahlkampfstationen von 1932 („Deutschlands Erweckung“) und eine Übersicht über von Kommunisten getöteten Nationalsozialisten und Stahlhelm-Mitgliedern. Die Opfer der SA wurden nicht erwähnt. Auf der gleichen Seite dann eine Karte mit der „Verbreitung der Juden in Europa“. Der Zusammenhang zwischen Nationalsozialismus und Judenfeindschaft musste also jedem Schüler auffallen.
Überraschend dann auf der letzten Seite eine pro-japanische Karte („Die Spannungen in Ostasien“), die ganz offen Partei für Japan im Kampf um China ergreift. Das Recht Japans auf „Lebensraum“ und das Streben nach dem „Anschluss“ Chinas werden in der Legende erwähnt. Das Bündnis zwischen Nazi-Deutschland und dem aggressiven Japan wurde 1936 im „Antikominternpakt“ geschlossen.