Die Hitlerjugend

Wie präsent war die Hitlerjugend an der Sankt Petri Schule? 

Allein das Foto von der auf dem Sankt Petri Schulhof exerzierenden Hitlerjugend beweist, dass diese an der Schule aktiv war.   

Ab 1934 wurde ihr sogar ein Raum für die wöchentlichen Treffen der Standortgruppe zur Verfügung gestellt. Dies geht aus einem Protokoll der Lehrerkonferenz vom 19.11.1934 hervor, auf der der neue Schulleiter, Fritz Maywald, bekannt gibt, dass „im 1.Stock in der alten Lehrerbibliothek ein Zimmer für die jugendlichen Vereine unter Einschluss der H.J. geschaffen worden“ sei. 

Auf einer Lehrerkonferenz vom 31.08.1936 schlägt der Lehrer Lohmann vor, einen Jugendbund an der Schule zu gründen, „welcher alle diejenigen zusammenschliesst, die nicht in der H.J. oder B.D.M. sind“, aber dieser Vorschlag wird abgelehnt, weil dadurch „eine grössere Kluft zwischen Deutschen und Dänen entstehen würde“.

Leider ist es uns nicht gelungen, die genaue Anzahl der HJ-Mitglieder an der Sankt Petri Schule zu ermitteln, weil wir die entsprechenden Quellen nicht zur Verfügung hatten. Aber in dem Buch „Landesgruppe Dänemark“ hat Ole Brandenborg eine Tabelle mit HJ-Mitgliedern der Standortgruppe Kopenhagen veröffentlicht, wobei er möglicherweise nicht alle Mitglieder erfasst hat (sBrandenborg, S.131). Ausgehend von dieser Tabelle haben wir anhand der Aufnahmeprotokollbücher der Schule aus den Jahren 1933 bis 1945 ermittelt, dass von den 81 aufgeführten HJ-Mitgliedern der Standortgruppe Kopenhagen 70 Schüler der Sankt Petri Schule waren. Zählt man den zweiten Sohn von Schulleiter Maywald, Ulrich Maywald, dazu, dann waren insgesamt 71 Schüler von 1933 bis 1945 Mitglied der Hitlerjugend.  Leider lagen uns keine Daten über ihre Eintrittstermine vor, so dass wir nicht herausfinden konnten, wie der Anteil der HJ-Mitglieder an der Gesamtschülerschaft pro Jahr war.  

Jahrgang HJ-Mitglied Anmeldung Abmeldung
1917 Kurt Hermann Dawe 15.08.1924 31.07.1933
1918 Robert Glunk  15.08.1924 31.07.1934
1918 Wolfram Leonhardt 14.08.1930 31.07.1933
1919 Christian Flüggen-Törsleff 02.05.1935 26.06.1937
1919 Hans Heinz Christian Emil Brasilio Hartmann 01.05.1934 30.09.1936
1919 Helmuth Victor Fröhberg 17.08.1926 30.06.1936
1919 Poul Albert Weidlich 01.01.1930 30.06.1935
1920 Hans Christian Holm 17.08.1926 30.06.1936
1920 Hansjörg Fritz Jahn 06.01.1929 31.07.1937
1920 Heinz Sören Ernst Larsen 12.01.1931 31.07.1937
1920 Jørgen Weidlich 01.01.1930 30.06.1936
1920 Karl-Heinz Asmussen 09.05.1933 26.06.1937
1920 Maja Kiy 15.08.1933 30.06.1936
1920 Rolf Richard Parthum 15.08.1933 31.07.1937
1920 Rudolf Leopold Hirsch 14.08.1932 31.07.1937
1921 Christel Maria Wintgen 29.08.1938 24.08.1940
1921 Fritz Otto Heinz Maywald 22.10.1934 31.07.1937
1921 Gerhard Hans Erichs 15.08.1928 31.07.1938
1921 Hanna Holm 14.08.1935 31.07.1937
1921 Ralf Fröhberg 15.08.1928 30.06.1938
1922 Ada Andresen 01.02.1936 31.07.1937
1922 Eltih Herbert Voss  15.08.1929 31.07.1939
1922 Ernst Heinrich Meyer 15.08.1928 31.07.1939
1922 Eva Spinzig 14.08.1935 31.07.1938
1922 Gerhard Einar Lischke 15.08.1929 31.07.1941
1922 Ingeborg Kahlmann 14.08.1936 31.07.1939
1922 Jörn Heinrich Kiy 15.08.1928 31.07.1937
1922 Kurt Wilcke 01.09.1929 12.02.1930
1922 Solveig Dose 14.08.1935 31.07.1938
1923 Anneliese Paula Demmel 01.10.1936 31.07.1942
1923 Axel Karl Andresen 15.08.1929 31.07.1941
1923 Franz Rudolf Denk 15.08.1933 28.05.1939
1923 Hans Heinz Spiegelhauer 15.08.1929 28.05.1939
1923 Hans Reimers 15.08.1938 31.07.1941
1923 Harry Herbert Wolfke 15.08.1929 31.07.1939
1923 Helmuth Eduard Löppke 15.08.1933 31.07.1942
1923 Manfred Werner Parthum 15.08.1933 01.04.1939
1923 Reinold Hensel (RIP) 20.04.1938 28.05.1939
1923 Timon von Renthe-Fink 12.10.1936 31.07.1938
1924 Cécil von Renthe-Fink 12.10.1936 31.07.1942
1924 Emma Christopher 14.08.1935 25.06.1943
1924 Ingolf Wolfgang Heller 15.08.1936 21.01.1939
1924 Jytte Ingrid Reihnhardt 12.04.1930 31.07.1940
1924 Käthe Krudwig 14.08.1936 31.07.1940
1924 Waltraut Wolfke 14.08.1935 31.07.1940
1925 Gerda Koberg 08.03.1937 04.09.1944
1925 Gerhard Bruno Hans Blaschke 14.08.1934 31.07.1938
1925 Gisela Voss 16.08.1937 25.06.1943
1925 Judith Holm 14.08.1935 31.07.1942
1925 Rüdiger Hensel (RIP) 20.04.1938 28.05.1939
1925 Silva Berta Nierich 14.08.1935 31.07.1941
1925 Walter Peter Ludwig Stern 30.01.1940 31.07.1941
1926 Alfred Bethge 05.03.1935 10.02.1945
1926 Alfred Henn 14.08.1934 13.04.1939
1926 Günther Dierssen 23.07.1943 23.06.1944
1926 Hans Eberhard Jahn 14.08.1934 31.07.1942
1926 Maria Krause 16.08.1943 01.12.1944
1927 Heinz Karl Ludwig Horstmann 15.08.1933 xx.xx.xxxx
1927 Helmuth Gustav Wilke 12.08.1934 25.04.1944
1927 Liselotte Gertrud Seidel 14.08.1936 01.12.1944
1927 Maren Dalldorf 14.08.1942 01.12.1944
1927 Otto Jacob 08.05.1944 31.07.1944
1927 Ralf Dierssen 23.07.1943 xx.xx.xxxx
1927 Wilhelm Leo Jansen 14.08.1935 23.06.1944
1928 Bendt Karl Friedrich Damm 27.08.1934 10.01.1942
1928 Herbert Löppke 14.08.1935 22.06.1946
1928 Luziane Agnes Elisabeth Prager 01.03.1938 xx.xx.xxxx
1929 Ib Otto Bartz 14.08.1936 01.02.1939
1929 Lizzie Schönfeld  14.08.1935 23.06.1944
1930 Ulrich Maywald 14.08.1936 04.04.1944

Aus einem Fragebogen der Reichsjugendführung an die Standortführer im Ausland von 1936 geht hervor, dass in dem Jahr insgesamt 38 Personen Mitglied in der HJ am Standort Kopenhagen waren, aber wie viele davon Schüler der Sankt Petri Schule waren, bleibt unklar. Stattdessen geht aber daraus hervor, dass der Klubraum der HJ – Standort Kopenhagen in der Sankt Petri Schule war, wo sich jede Einheit (HJ, BDM, DJ, JM) einmal wöchentlich getroffen hat. 

Da der Standortleiter der HJ-Kopenhagen zeitweilig der Sohn des Schulleiters der Sankt Petri Schule war, kann man auf sehr gute Beziehungen zwischen HJ und Schule schließen. Dies kommt insbesondere in der Zurverfügungstellung des Sankt Petri Landschulheimes für die HJ zum Ausdruck. 

Was berichten die Zeitzeugen über die Aktivitäten der Hitlerjugend an der Schule? 

 IllonaMeinel, die selbst eineZeit langin der HJ aktiv war: 

Ich hatte ein Unterhemd mit Hakenkreuz. Ich war nur 10-11 Jahre alt, so dass ich mich nicht richtig erinnerewarum ich eigentlich dabei war, denn es gab keine nationalsozialistischen Aktivitäten an der Schule Vielleicht weil mein Vater zur Wehrmacht einberufen worden warDie (HJ-TreffenKH) fanden in einer großenschönen Villa in der Kristianiagade stattwo überall Hakenkreuzfahnen hingen.”  

 (Zitiertnach Nils-Birger Danielsen: „Werner Best. Tysk rigsbefulmægtiget 1942 – 1945” S. 203-204) 

 

Grethe Salomonsen (geb. 1930) sagt über Gisela Best, Tochter des deutschen Reichsbevollmächtigten in Dänemark, und über die Aktivitäten des BDM an der Schule: 

„Gisela saß am anderen Ende in der Klasse, und ich war im Bund deutscher Mädel (BDM), in dem einige der anderen Mädchen waren, nicht dabei. Die hatten eine Gemeinschaft mit Hüttentouren usw., bei der ich außen vor war.“ (Z.n.:Danielsen, S.202) 

J.K. des Fontaines, der im Jahre 1941 an der Sankt Petri Schule das Abitur abgelegte, schreibt in einem Brief vom 25.Juli 1997, der im Rigsarkiv archiviert ist, über das Hitlerjugendschulhoffoto: 

The photograph inside the cover (Umschlag für sein Abiturzeugnis, KH) I found most inappropriate and upsetting at the time. Things may have changed later, but in my time, I had never seen Hitlerjugend uniforms inside the school. The small troop in the photograph was probably the total membership at that time. The danish and other national pupils were in a considerable majority.

Auerbachs Deutscher Kinder-Kalender 1935

Ein Beispiel dafür, wie die Sankt Petri Schülerinnen und Schüler für die Ideologie der Nazis und für die Hitlerjugend gewonnen werden sollten, war das Verteilen des „Auerbachs Deutscher Kinder-Kalender“. Wir haben die Ausgaben von 1934 und 1935 vorliegen, die einer Schülerin gehört haben. Unten kann man ein paar der Seiten aus der Ausgabe von 1935 sehen. Die „Siegrune“ von dem Gedicht unten rechts ist das Symbol der HJ. Man sieht sie auch auf den beiden Titelblättern.