Landschulheim

Das Sankt-Petri-Landschulheim in Lumsås

Die Einrichtung eines Landschulheimes für die Schule ist auf die Initiative der Sankt-Petri–Eltern zurückzuführen. Diese fassten auf einer Elternversammlung im November 1935 den Plan, „einen eigenen Lagerplatz zu erwerben“ mit dem Ziel „den deutschen und dänischen Schülern und Schülerinnen der St. Petri-Realschule Gelegenheit zu geben, in einem Gemeinschaftslager die Verbundenheit der beiden Völker ausgiebiger zu pflegen, als es die Schule selbst mit dem festen Rahmen des Stundenplans tun kann.“ (Jahresbericht 1938, S. 19)

Das Unglück im Landschulheim

Wenn du gerne mehr über das Unglück, welches sich im Landschulheim am 29 Mai 1939 zugetragen hat und bei welchem 5 Mitglieder der Hitlerjugend gestorben sind, erfahren willst, drücke hier

Grundsteinlegung mit hohen Gästen

Die Grundsteinlegung findet am 02.05.1937 mit diversen hohen Gästen statt: dem Chef der Reichskanzlei, Lammers, dem deutschen Botschafter in Dänemark, Renthe-Fink, dem Landkreisleiter der NSDAP in Dänemark, Rittmeister Haupt, dem Bürgermeister von Kopenhagen, Herr Kaper, dem Vorsitzenden der deutschen Kolonie und Ortsgruppenführer, Rittmeister Schäfer, einem Schülervertreter, der zugleich ein Vertreter der HJ war, dem SK-Vorsitzenden Görnandt und der Schulleitung (Jahresbericht von 1937, S. 24-25)

Alle Reden der hohen Gäste bringen den Wunsch „zur Gemeinschaftsarbeit und zu freundnachbarlichem Zusammenarbeiten zwischen Deutschen und Dänen zum Ausdruck.“ (Jahresbericht 1937, S.25)

 

Da der Verein bei Baubeginn nicht ausreichend Spenden für den Bau des Landschulheims eingesammelt hatte, sollte zunächst auf den Bau des Ostflügels verzichtet werden. Aber nach Angaben von H.W. Praetorius, der damals Lehrer an der Schule war, wurde das noch fehlende Geld für die Fertigstellung des Gebäudes von der deutschen Reichskanzlei gespendet und blieb als „Anteil im Gebäude stehen“. (Praetorius, S. 209-210) Das erklärt vielleicht die Inanspruchnahme des Gebäudes durch die Hitlerjugend für HJ-Lager, wenn die Schule es selbst nicht belegt hatte. Später fanden dort sogar im Rahmen der Kinderlandverschickung längere Aufenthalte von Kindern aus Deutschland statt.

 

Das Landschulheim wurde vom 1.Juli bis zum 31.Juli auch als „Ferienheim“ genutzt. Gegen einen Tagessatz von 2,75 Kr. konnten Sankt Petri Schüler dort angemeldet werden, die Aufsicht wurde im Wechsel von Lehrern übernommen.

 Die HJ im Landschulheim

Das Landschulheim der Sankt Petri Schule wurde mehrfach von der Hitlerjugend für Jugendlager genutzt, wenn es von der Schule nicht gebraucht wurde. Die Beziehungen der HJ zur Schulleitung der Schule waren offenbar gut.

Aus dem Protokoll der Lehrerkonferenz vom 19.05.42 geht hervor, dass die HJ das Landschulheim in den Sommerferien 42 genutzt hat:

„Die H.J. beansprucht bis zum 01.August das Landschulheim. (…) Die Schule wird das Landschulheim in folgenden Terminen belegen“.

Dass die HJ das Landschulheim „beansprucht“, klingt so, als ob sie Besitzansprüche stellen könnte, aber vielleicht handelt es sich auch nur um eine nachlässige Formulierung des Protokollanten? Oder kann die HJ tatsächlich Ansprüche auf das Landschulheim stellen, weil nach Angaben von Praetorius, der zu der Zeit Lehrer an der Schule war, das 1937 noch fehlende Geld für die Fertigstellung des Gebäudes von der deutschen Reichskanzlei gespendet wurde und als „Anteil im Gebäude stehen“ blieb? (Praetorius, S. 209-210)

Die Besitzansprüche der HJ auf das Landschulheim kommen eindeutig in einem Artikel des Hauptgefolgschaftsführers E. Leser  in dem Heft „Die Brücke im Norden. Elternbrief der Erweiterten Kinderlandverschickung in Dänemark“, vom Dezember 1943 zum Ausdruck:

In den ersten Oktobertagen wurde mir vom KLV-Beauftragten der Auftrag zur Durchführung eines Unterführerlehrganges übertragen. Die geeignete Stätte dieses Lehrganges schien mir unser altes Hügelhaus am Kattegat auf Seeland zu sein; hatte dieses doch schon eine gewisse Tradition in unserer kurzen KLV-Geschichte in Dänemark. Hier war das erste Berliner Pimpfenlager ein Vierteljahr untergebracht.“ 

Demnach gehörte das Landschulheim nicht nur der Schule, sondern auch der HJ, obwohl es auf Initiative von Sankt Petri Eltern geplant und gebaut wurde. Aber einerseits waren viele Sankt Petri Eltern NSDAP-Mitglieder  und andererseits fehlten 1937 ausreichende Spenden, um den gesamten Bau zu finanzieren.

Im Protokoll der Lehrerkonferenz vom 07.06.1944 klingt es nach Unstimmigkeiten mit der HJ:

„2) Mit der H.J. und dem B.D.M. wird sich der Direktor in Verbindung setzen, daß bei der Benutzung des Landschulheimes durch sie grundlegende Bestimmungen über Ordnungsbestimmungen etc. getroffen werden.“ 

Zu diesem Zeitpunkt ist Maywald, dessen Sohn HJ-Standortleiter in Kopenhagen war und daher besonders gute Beziehungen zur Schule gehabt haben dürfte, bei der NSDAP bereits in Ungnade gefallen und abberufen worden. Der neue Schulleiter, Klaus Gäde, der auch NSDAP-Mitglied war, musste vielleicht die Verhältnisse neu klären.

Die größte Katastrophe, die sich bis heute in das Gedächtnis der Schule eingebrannt hat, war das Badeunglück im HJ-Pfingstlager 1939 beim Landschulheim der Schule, bei dem insgesamt fünf Jungen ertrunken sind. Vier davon waren Schüler der Sankt Petri Schule.