Maywald
Schulleiter Dr. Fritz Maywald 1934 – 1944
In der Zeit, in der Fritz Maywald Schulleiter an der Sankt Petri Schule war, hat sich viel an der Schule verändert: Zum zweiten Mal seit 1821 wurde an der Schule der Versuch unternommen, ein Gymnasium zu etablieren, die Sankt Petri Mädchenschule wurde geschlossen, stattdessen wurden die Mädchen in die Sankt Petri Realschule aufgenommen und gemeinsam mit den Jungen unterrichtet, der Sankt Petri Kindergarten wurde geschlossen und ein Sankt Petri Landschulheim in Lumsås gebaut.
Außerdem wurde der Neubau für die Schule am Stadtrand in Emdrup geplant und 1942 begonnen. Die Schule sollte mit viel mehr Platz, einer großen Aula, Sportanlagen und einem Internat ausgebaut werden. Die Sankt Petri Schule sollte in eine große für das Deutsche Reich repräsentative „Deutsche Schule Kopenhagen“ umgewandelt werden.
Das Ziel der Umwandlung der Schule in eine nationalsozialistische Eliteschule (Napola), die Maywald unterstützt hat, spricht dafür, dass er ein überzeugter Nationalsozialist war.
Aber wenn man in den Jahresberichten von 33 – 44 jeweils auf einer der ersten Seite liest, welche Hauptaufgabe die Schule für sich in Anspruch nimmt, dann verändert sich im Verlaufe der Jahre nichts Nennenswertes. Da steht noch 1944 wie in allen Jahren zuvor:
“Die Deutsche St.Petri-Realschule soll deutsche Sprache und Kultur in der Deutschen St. Petri-Gemeinde und unter den übrigen Deutschen Kopenhagens erhalten und fördern. Um diese Aufgabe zu lösen, wird der Unterricht in den meisten Fächern von deutschen Lehrern gegeben.
Die St.Petri-Schule nimmt auch dänische Kinder auf. Damit die Schule in der dänischen Sprache das gleiche Lehrziel wie die anderen hiesigen Schulen erreichen kann, wird auch auf den Unterricht im Dänischen besonderen Wert gelegt. Die dänischen Fächer werden von dänischen Lehrern in dänischer Sprache erteilt.
Die Schule ist also eine zweisprachige Anstalt; daher werden an Lehrer und Schüler besonders große Anforderungen gestellt.
Durch die gemeinsame Erziehung deutscher und dänischer Kinder soll erreicht werden, dass beide Völker sich näher kennen und besser verstehen lernen. Die St. Petri-Schule ist daher eine deutsch-dänische Gemeinschaftsschule.” (Jahresbericht von 1944, S.4)
In seinem Aufsatz über „Das Schulwesen der Deutschen St. Petri-Gemeinde in Kopenhagen“ aus dem Jahr 1937 schreibt Maywald über das dänische Unterrichtsministerium, das gerade die Abhaltung des deutschen Realschulabschlussexamen ab 1936 an der Schule genehmigt hatte:
„Dabei können wir nicht dankbar genug anerkennen, dass der dänische Staat in althergebrachtem Entgegenkommen gegenüber der St.-Petri-Schule diesem Wunsche der Schule keinerlei Schwierigkeiten in den Weg gelegt hat. Die Aufgabe der Schule muss es daher sein, weiter loyal zu arbeiten als eine deutsch-dänische Gemeinschaftsschule zum Segen ihrer dänischen und deutschen Schüler.“ (Seite 6)
Maywald will dem dänischen Staat gegenüber loyal sein und die Schule vorantreiben, ohne ihr Wesen zu verändern. Wenn er 1937 schon gewusst hätte, dass die nahe Zukunft die deutsche Besatzung Dänemarks und den Zweiten Weltkrieg bringen würde, wäre seine Haltung vielleicht anders gewesen. Vielleicht hätte er dann gleich auf die Napola gesetzt.
Dennoch war Maywald mit Sicherheit kein fanatischer Nationalsozialist wie beispielsweise die Lehrer Modis und Wäsche, denn dann hätte er nicht erst 1943 den Hitlergruß für die deutschen Schüler eingeführt und erst ab 1940 einen schulfreien Tag an Hitlers Geburtstag und zum Ausgleich für die Dänen einen schulfreien Tag anlässlich des Geburtstages des dänischen Königs. Es wirkt eher so, als ob er diplomatisch und emphatisch im Gastland Dänemark und in der Schule gegenüber den dänischen Lehrern, Schülern und Eltern agiert hätte.
Im Herbst 1943 bringt Maywald sich selbst in Schwierigkeiten mit der NSDAP, weil er nach dem Sturz Mussolinis im Lehrerzimmer „einen unvorsichtigen Spruch über den deutschen Führer“ macht, der auch schon „die Eisenbahnfahrkarte in die Schweiz“ in der Tasche habe. (z.n. Jensen, S.155)
Der Lehrer Kleppien (NSDAP), den Maywald nach seinen Unterrichtshospitationen regelmässig scharf kritisiert hat, denunziert ihn beim Landesgruppenleiter der NSDAP in Dänemark, Dalldorf (verlinken mit Dalldorfseite), so dass Maywald in kürzester Zeit zunächst beurlaubt und im Februar 44 schließlich ganz abberufen wird.
Direktor Dr. phil. Fritz Maywald
Biographie
Fritz Maywald wurde 1883 in Breslau geboren, später zog er nach Berlin. Dort studierte er Erdkunde, Geschichte und Deutsch. Vor seiner Zeit als Schulleiter an der Sankt Petri Schule in Dänemark befand sich Fritz Maywald in Afrika. Da hatte er in den Jahren 1912-1913 an einer Expedition zur Grenzvermessung in Kamerun teilgenommen und war in den Jahren 1927-1930 an einer deutschen Auslandschule in Lüderitzbucht in Südwestafrika Direktor. Wegen seines Alters ist zu vermuten, dass er im Jahr 1914 im Bundesheer aufgenommen wurde und bis zum Ende gekämpft hat. Er war in der Nachkriegszeit sehr aktiv in der Deutschen Kolonialgesellschaft, hat mehrere Geschichten in der Zeitschrift für die kolonialbegeisterte Jugend „Jambo“ geschrieben, und außerdem auch zwei Bücher über die Geschichte des deutschen Kolonialismus: „Deutschlands Kolonialhelden Band 2 („Die Eroberer von Kamerun“) und 4 („Südwest und seine Helden“) geschrieben.
Als er im Jahr 1934 nach Dänemark zog, hatte er keine Beziehung zu Dänemark und er war nicht besonders bekannt mit dem Norden. Er war einer der zwei Bewerber als Direktor der Sankt Petri Schulen, die von dem Auswärtigen Amt empfohlen wurden. Fritz Maywald wurde nach einer Vorstellung und Aussprache in Kopenhagen von der Schulkommission der Sankt Petri Schule als neuer Schuldirektor gewählt. Seine rechtsorientierten Ideen waren vielleicht entscheidend für die Position. Er wurde am 23. Oktober 1934 in sein Amt als Schuldirektor von der Schulkommission eingesetzt.
In seinen Jahren an der Schule hat er einiges getan, unter anderem die Zusammenführung der Mädchen- und Knabenschule, die Errichtung einer St. Petri Oberstufe und die Einführung des Deutschen Realschulexamen. Maywald zog im Jahr 1944 nach Deutschland zurück.
Er starb am 05. 09. 1962
Fritz Maywalds Einstellungen
In den Texten und Aussagen, die F. Maywald hinterlassen hat, kann einiges über seine Person erschlossen werden:
Er wollte gerne Kontrolle über viele Aspekte seiner Schule habe, so schrieb er über sich selbst: „Einen Schulleiter, der Freude daran hat, ordnende Hand an alle Verhältnisse der Schule zu legen…“ (Dr. F. Maywald: Das Schulwesen der Deutschen St.-Petri-Gemeinde in Kopenhagen“, 1937, S. 9)
Er hatte große Visionen für die Schule, wie in seinen Berichten und auch in den Reformen und Erweiterungen der Schule unter seiner Leitung deutlich wird.
In vielen von seinen Werken kann man einen deutlichen Nationalismus herauslesen, insbesondere kann man diesen in seinen Geschichten im „Jambo“ erkennen. Dies ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass er vor dem Ersten Weltkrieg aufwuchs, eine Zeit, in der der Nationalismus praktisch eine europaweit verbreitete Ideologie war. Deutlich können seine Haltungen in der Geschichte „Wenn die Erde zu eng wird“ aus 1927 gelesen werden. Hier reden die Hauptperson „Wohlgemut“ und der Tod in Form des „Sensenmannes“ über die Entwicklung von u.a. Bevölkerungszahlen und Bevölkerungsdichte im Jahre 2100, in dem der Tod die Deutschen lobt:
„Dann hat euch euer Gelehrter Robert Koch die Wege zur Bekämpfung der Schlafkrankheit gewiesen, und mit eurem berühmten ´Germanin` habt ihr diese meine prächtige Waffe zunichte gemacht! Ebenso habt ihr die Kindersterblichkeit der Schwarzen behoben, die ungesunden Gegenden saniert, Malaria, Schwarzwasserfieber, gelbes Fieber ausgerottet […]“
Bemerke, dass viele von den Sachen, die der „Sensenmann“ erwähnt, nicht passiert sind, es sind fiktionale Wunder, die die Deutschen erreichen werden. Leider ist nicht zu bewerten, in wie fern F. Maywald Nationalist oder Nationalsozialist war. Die NSDAP und Hitler werden in seinen Werken kaum erwähnt, und die Rassenlehre ist fast abwesend, weshalb ich vermute, dass F. Maywald kein überzeugter Nationalsozialist war. Der nationalen Aufbrauchstimmung ab 1933 verschloss sich Maywald aber nicht. So schrieb er am Schluss seines Buches über Kamerun: „Es scheint, dass die Zeit für Heldengeist und Heldentum wieder empfänglicher geworden ist als die Zeit vor dem 30. Januar 1933. So möge denn […] jene Zeit kommen […], da […] die alten ruhmreichen Farben Schwarz-Weiss-Rot neben den Hakenkreuzfahnen des jungen Deutschlands wehen über dem dritten deutschen Kolonialreich,“
Sein jüngster Sohn, Ulrich Maywald, kam 1934 als Vierjähriger mit seinen Eltern nach Kopenhagen. Von 1936 bis 1944 war er Schüler der Sankt Petri Schule. In einem Interview, das Marc-Christoph Wagner 2015 mit ihm geführt hat, schildert er, wie er als Schüler die Schule zu der Zeit, den 09.April 1940 und die Besatzungszeit bis 1944 erlebt hat. Außerdem spricht er über seinen Vater.
Das Interview (57 min) wurde im April 2015 in der Sankt Petri Schule aufgenommen.
Man kann es hier anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=fJoGic9K7e8&feature=youtu.be
Quellen:
Maywald, Fritz: „Die Eroberer von Kamerun“, Berlin 1934
Maywald Fritz: „Südwest und seine Helden“, Berlin 1938
„Das Schulwesen der Deutschen St.-Petri-Gemeinde in Kopenhagen“, Dr. Fritz Maywald. Sonderdruck aus: „Die Deutsche Schule im Auslande“ Heckners Verlag, Wolfenbüttel
Lehmann, J., Frosell, P. H. & Praetorius, H. W. (1975). Die St. Petri Schule in Kopenhagen 1575-1975.
Magister-Arbeit von Timo Bokeloh, Universtität Wien 2014, über die Zeitschrigt „Jambo“:
Links der Briefkopf von Fritz Maywald aus seiner Zeit als Schriftleiter der Kolonial-Jugend-Zeitschrift „Jambo“ (Ende der 1920’er Jahre)