Hans wäsche
Biografie von Hans Wäsche
21 Juli 1903: in Barmen geboren
22 März 1922: Abitur am Realgymnasium Barmen
1922 – 1927: Studium in Marburg und Berlin: Mathematik, Physik und Philosophie
1926-43: seitige philosophische Abhandlung zum Thema: „Grundzüge zu einer Logik der Arithmetik“
1928: Doktortitel der Mathematik
1929-1931 Lehrer am Gymnasium in Kettwig
1931-1935: Deutscher Auslandsschuldienst an der Sankt Petri Schule als Mathematiklehrer
1933: Eintritt in die NSDAP
Juni 1935: Wäsche muss zurückkehren nach Deutschland
1935: Lehrer an Gymnasien in Schleswig, Mailand und Lübeck. Eine Zeit lang war er Verbindungsmann zwischen dem NS-Lehrerbund und der Propagandaorganisation Deutschlands „Nordische Gesellschaft“.
1936: nebenberuflicher Informant des SD (Sicherheitsdienst des Führers)
1938: Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden der späteren nationaldänischen Widerstandspartei „Dansk samling„, Arne Sørensen, der bestimmt nicht gewusst hat, dass Wäsche SD–Agent war.
1941: Wäsche kehrt zurück nach Kopenhagen als Vertreter der „Nordischen Gesellschaft“, um deren Ausstellung „Liv og Lærdom“ (Leben und Lehre) in Dänemark zu betreuen.
Einer mit dem Namen Hans Pahl wird dabei auf Wäsches Landeskenntnis aufmerksam und erwirkt bei zu Löw die hauptamtliche Übernahme Wäsches in den SD und seine Versetzung an die Deutsche Gesandtschaft in Kopenhagen.
Wäsche arbeitet nun hauptamtlich im SD und übernimmt ein neugegründetes Referat innerhalb der deutschen Residenz in Kopenhagener zur Beobachtung des dänischen Kulturlebens.
Dabei ermittelt er gegenPersonen, die dem dänischen Widerstand zuzuordnen sind.
- 01.1949I: „Kleinen Kriegsverbrecherprozess“ steht Wäsche vor dem Kopenhagener Stadtgericht und wird zu 20 Jahren Gefängnishaft verurteilt.
- 01.1950seineStrafe wird auf 16 Jahren verkürzt
- Juli 1952: Abschiebungnach Deutschland
50er und 60er: Studienrat am Gymnasium Johanneum in Lübeck, wo er als „Mathepapst“ gilt.
1962: Veröffentlichung von Mathematikbüchern
1968: Pensionierung
1969-1976: Redaktionsleiter der neugegründeten Zeitschrift „Zentralblatt für Didaktik der Mathematik“ des Stuttgarter Klett-Verlages.
1971: Übersetzung des dänischen Lehrbuches „Mathematischer Grundkurs für die Kollegstufe“ ins Deutsche.
1979: Tod
Hans Wäsche, ein überzeugter Nationalsozialist
Der ehemalige Sankt Petri-Lehrer, Hans Wäsche, ist ein bekannter Nationalsozialist, weil er von 1940 bis 1945 für den Sicherheitsdienst (SD) des Reichführers SS in Dänemark gearbeitet und in dieser Funktion den dänischen Widerstand ausspioniert hat, wofür er 1949 vom Kopenhagener Stadtgericht zu 20 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt wurde.
Die Schüler der Sankt Petri Schule waren ihm vom 31.08.1931 bis zum 30.06.1935 als Lehrer ausgesetzt, insbesondere unsere jüdischen Schülerinnen und Schüler werden unter ihm gelitten haben.
Ein Beispiel ist der jüdische Schüler, Heinz Morris aus Berlin, der vom 15.08.33 – 30.06.1935 Sankt Petri Schüler war. Der Lehrer Wäsche beantragt gegen den ihn wegen seines Betragens eine Klassenkonferenz, die am 10.12.1934 stattfindet.
Im Protokoll der Konferenz heißt es:
„Auf Antrag des Herrn Wäsche anberaumt, geleitet vom Klassenlehrer, zugegen alle Lehrer, die in der IV.M. unterrichten.
- Herr Wäsche stellt den Antrag, daß der Schüler Heinz Morris auf Grund seines schlechten Betragens (trotz wiederholter Tadel und Eintragungen, die bei ihm offenbar ohne Erfolg seien) strenger als bisher, nämlich durch Beschluß der Gesamtkonferenz zu bestrafen sei. (Androhung der Verweisung von der Schule.)
- Antrag des Klassenlehrers dahingehend: a.)Heinz Morris, dessen Verschlechterung im Betragen in Verbindung mit seiner unkameradschaftlichen Stellung in der Klasse zusammenhängt, hat sich des Umgangs mit den Kameraden, die mit ihm das bisher gute Einvernehmen in der Klasse stören, zu enthalten. b.)H.M. erhält eine Verwarnung durch den Schulleiter vor dem Lehrerkollegium der Klasse. Der Klassenlehrer macht den Eltern Mitteilung.
In der Abstimmung wurde Antrag 1 abgelehnt und Antrag 2 angenommen.“
(Link mit „Protokoll der Klassenkonferenz vom 10.12.1934 Wäsche gegen den jüdischen Schüler Heinz Morris S.1“ und „Protokoll der Klassenkonferenz vom 10.12.1934 Wäsche gegen den jüdischen Schüler Heinz Morris S.2“)
Offenbar hat Heinz Morris auch nach Auffassung seines Klassenlehrers wegen seines Betragens eine Verwarnung verdient, aber er und die Mehrheit der Lehrer der Klasse wollen nicht so streng mit ihm verfahren wie Hans Wäsche. Wie gut, dass Heinz Morris diese auf seiner Seite hatte, sodass Hans Wäsche ihn nicht daran hindern konnte, im Juni 1935 das Mittelschulexamen an der Sankt Petri Schule zu bestehen, um dann die Schule zu verlassen. Leider gehört Heinz Morris zu den wenigen unserer ehemaligen jüdischen Schüler, dessen weiteren Lebensweg wir bisher nicht ermitteln konnten.
Der ehemalige jüdische Schüler Martin David Metzon, der vom 15.03.32 bis zum 01.08.34 an der Sankt Petri war, sagt in einem Interview am 26.Mai 1996 über Hans Wäsche:
“[…]
Metzon: But you propbably refer to the one teacher we had. We had a German teacher by the name of Dr. Hans Wäsche and he was a very nice person, a very nice, good teacher and subsequently, when I was out of school and worked in the Danish book business, especially with foreign books […] Dr. Wäsche was in charge of promoting some German books and we had a German books exhibition in Copenhagen at that time and that must have been around the latter part of the 30’s. Then on the 9th of April, when the Germans occupied Denmark, Mr. or Dr. Hans Wäsche appeared in SS uniform. So he had probably been a spy for the Germans all along.
During the next five years of occupation he worked at the Gestapo headquarters in Copenhagen, tortured the prisoners, among them at least one of his former students who was subsequently executed.
Now, after the war Mr. Wäsche certainly was arrested and I don’t know what his sentence was or what happened, I can’t say that, but he was caught after the war and had to pay for his crime.
Question: Did he treat you, do you recall if he treated you differently?
Metzon: No, no, we had, during all those years before and after the occupation I didn’t see him anymore, but in the school years and when we worked on the German exhibition of books and so on we had a really nice relationship.
Question: Was there any proof that he had been a spy?
Metzon: No. We had no suspicion.
[…]”
(Quelle: United States Holocaust Memorial Museum; )https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn512706
Möglicherweise meint Metzon mit dem ehemaligen Schüler, den Wäsche gefoltert hat, Jørgen Kähler, denn der Sohn des ehemaligen jüdischen Schülers, Abraham Besjakov, der vom 17.05.25 – 09.08.32 an der Schule war, berichtet, dass Hans Wäsche im Oktober 1944 als Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der SS seinen ehemaligen Schüler Jørgen Kähler (17.08.1925 – 29.05.1933 Sankt Petri Schüler) gefoltert und verhört hat, nachdem dieser als dänischer Widerstandskämpfer verhaftet worden war. Obwohl ab 1943 Widerstandskämpfer mit dem Tode bestraft wurden, wurde Jørgen Kähler aber nicht hingerichtet. Angeblich soll er nach dem Krieg seinem alten Sankt Petri Klassenkameraden, Abraham Bejakov, erzählt haben, dass Hans Wäsche sein Leben gerettet habe, weil er ihn nicht habe hinrichten lassen. (Link zu dem Bericht: “Dan V. Besjakov über Wäsche und Kähler – deutsche Übersetzung”)
Jørgen Kähler bleibt aber bis zum 20.04.45 Gefangener u.a. im KZ Neuengamme. Davor hat Hans Wäsche ihn nicht bewahrt.
Hans Wäsches Anstellungsvertrag an der Sankt Petri Schule wurde 1935 von Seiten der Schule nicht verlängert.