Jüdische Schülerinnen und Schüler 1933-1945

Wir haben versucht herauszufinden, wie viele jüdische Schülerinnen und Schüler es ab 1930 an der Sankt Petri Schule gab, wie sich ihre Anzahl ab 1933 entwickelt hat und ganz besonders, ob sie die Judenverfolgung und -ermordung überlebt haben.

Die Anzahl der jüdischen Schülerinnen und Schüler

Bei der Aufnahme an die Sankt Petri Schule gab es bei der Registrierung auch die Kategorie „Konfession“. Bei jüdischen Schülerinnen und Schülern wurde dort meist „mos.“ für „mosaisch“ notiert. Anhand dieser Aufzeichnungen konnten wir die Anzahl ermitteln.

Die letzten drei jüdischen Schüler wurden am 14. März 1939 aufgenommen, der letzte verbliebene jüdische Schüler ging im Sommer 1940 mit bestandenem Realexamen von der Schule ab.

Laut der nationalsozialistischen Rassenlehre war die Schule trotzdem nicht ganz korrekt „judenfrei“, da mit der Frau des Pastors und des Vorsitzenden der Schulkommission Görnandt eine Tochter getaufter Juden an prominenter Stelle eine „Volljüdin“ vorhanden war und die Kinder des Ehepaares, also „Halbjuden“, an der Schule verblieben. Dies war auch immer wieder Stein des Anstoßes aus nationalsozialistischen Kreisen, blieb aber auch in der Besatzungszeit bis 1945 legal, da nach der „Juden-Aktion“ 1943 von deutscher Seite so verfahren wurde, dass „Halbjuden“ und mit „Ariern“ verheiratete Juden nicht angetastet wurden.

Die von uns ermittelten Zahlen beruhen wie gesagt auf der Angabe „mosaisch“ im Aufnahmeprotokoll.

Welche Herkunft hatten die jüdischen Schülerinnen und Schüler?

Von den 58 ermittelten Schülerinnen und Schülern kamen exakt 50%, also 29, aus Dänemark. Von den Zugewanderten kamen 20 aus Deutschland. Drei von ihnen waren in den Jahren 1931/32 nur kurz in Kopenhagen und waren nicht mehr auf der Schule, als Hitler 1933 Reichskanzler wurde. Die anderen 17 aus Deutschland waren sicherlich Flüchtlinge aus dem Reich der Nazis. Dazu kommt noch ein Geschwisterpaar aus Österreich, das kurz nach dem „Anschluss“ 1938 nach Kopenhagen kam, die also auch auf der Flucht waren. Die anderen Herkunftsländer waren Ungarn mit drei Geschwistern, Litauen, die Sowjetunion, Frankreich und Schweden mit je einem Schüler.

Haben die jüdischen Schülerinnen und Schüler die Verfolgung überlebt?

Von den 58 ermittelten jüdischen Schülerinnen und Schülern, die nach 1930 an der Sankt Petri Schule waren, sind zwei Schüler im Vernichtungslager Auschwitz ermordet worden, eine Schülerin ist ins Ghetto von Riga deportiert worden und dort umgekommen und ein Schüler ist beim Fluchtversuch nach Schweden im Öresund ertrunken. Diese vier unschuldigen Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung wollen wir gerne geehrt wissen und schlagen deshalb vor, ihre Namen am Schulgebäude in der Larslejsstræde anzubringen. Zu diesen Vier, den Brüdern Adolf Max und Karl Max Ahronheim, Anita Bruckmann und Jakob Zipikoff, gibt es weiter unten Links mit zusätzlichen Informationen. Die in Auschwitz und Riga Ermordeten sind zum Zeitpunkt ihrer Deportation nicht mehr in Dänemark gewesen, sondern in den Niederlanden bzw. in Deutschland.

Wir haben auch herausgefunden, dass einer der deutschen jüdischen Schüler, Wolfgang Fraenkel, als britischer Soldat im Juni 1944 an der Invasion der Alliierten in der Normandie teilgenommen hat und am 12. Juni 1944 im Kampf gegen die Deutschen gefallen ist. Er liegt auf dem Soldatenfriedhof in Tilly-sur-Seulles westlich von Caen in Frankreich begraben.

Von den restlichen 53 Schülerinnen und Schülern haben wir über acht nichts weiter herausfinden können und ein Schüler ist schon 1934 als Kind gestorben. Von den acht, über deren Verbleib wir nichts wissen, können wir aber sagen, dass sie weder im Gedenkbuch des deutschen Bundesarchivs noch in den Datenbanken des United States Holocaust Memorial Museum und der Yad -Vashem-Gedenkstätte zu finden sind und deshalb wahrscheinlich überlebt haben.

Schweden: Die Rettung für viele der jüdischen ehemaligen Schülerinnen und Schüler 

Die verbliebenen 44 jüdischen Schülerinnen und Schüler haben den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg überlebt. Bei 29 von ihnen haben wir herausgefunden, dass sie ab spätestens 1943 in Schweden gelebt und dort überlebt haben. Bei den 15 anderen kann das bei einigen nicht ausgeschlossen werden, dies gilt genau so für die acht, über die wir nicht mehr ermitteln konnten.

Die herausragende Bedeutung, die die Fluchtmöglichkeit ins neutrale Schweden für die Juden in Dänemark darstellte, können wir also auch anhand unserer Ergebnisse nachvollziehen. Die Website „safe-haven.dk“, die vom Dänischen Jüdischen Museum seit 2018 betrieben wird, stellt viele der schwedischen Dokumente ins Netz, die erstellt wurden, als die jüdischen Flüchtlinge aus Dänemark ab Anfang Oktober 1943 nach Schweden kamen. Erschreckend ist der immer wiederkehrende Fluchtgrund, der in den Formularen angegeben wurde: „Judeförföjelse“ (Judenverfolgung).